Einwanderung in das Banat
Woher kamen die neuen Siedler?
Das Banat, eine Kron-Domäne Österreichs, war durch die
Türkenkriege entvölkert, verwüstet und versumpft. Die Habsburger
Kaiser schickten Werber in die Pfalz, nach Württemberg,
Rheinhessen, Bayern, Böhmen, Frankreich, Luxemburg sowie nach
Südtirol, um neue Siedler für das Banat zu gewinnen.
Ca. 150.000 Menschen folgten dem Aufruf der österreichischen
Krone und siedelten in drei großen „Schwabenzügen“ in der Zeit
von 1692 bis 1786 in das Banat. 1787 endete die Kolonisation und
es gab 105 deutsche Ortschaften mit ca. 75.000 Einwohnern.
Warum ließen sich die Siedler auf die Werber der Kaiser ein?
Es waren hauptsächlich arme Familien, die sich meldeten oder junge Männer, die als nicht Erstgeborene in der alten Heimat
kein Land erben konnten. In Deutschland und Frankreich herrschte zudem Hungersnot. Die Wiener Hofkammer machte den
Siedlern ihre neue Heimat schmackhaft. Sie versprachen Geld für die Fahrt, Haus und Ackerland, Vieh und Steuervergünstigungen.
Jedes Dorf sollte einen Pfarrer und einen Schulmeister erhalten.
Von wo aus starteten die neuen Siedler in das Banat?
Die Anreise begann ab Ulm in Deutschland. Mit Zillen, den so genannten „Ulmer Schachteln“, ging es auf der Donau Richtung
Banat. Die Zillen waren leicht gebaute, flache, kahnartige Ruderboote mit Aufbauten. Sie waren nur für die Hinfahrt gedacht. Bei
Ankunft wurden die Zillen zerlegt und das Holz wurde wieder verwertet.
Zwischenstopp der Reise war Wien. Dort mussten sich die zukünftigen Kolonisten registrieren. Es ging weiter über Budapest und
dann über den Fluss Bega nach Temeswar. Dort wurden die Kolonisten auf die neu gegründeten Dörfer verteilt.
In den neuen Dörfern angekommen, mussten die neuen Kolonisten für die erste Zeit bei schon ansässigen Einheimischen
einquartiert werden. Die ansässigen Hausbesitzer bekamen von der Wiener Hofkammer für die Unterkunft der Neuankömmlinge
einen Kreuzer pro Siedler/Nacht als Entschädigung. Diese “Schlafkreuzerrechnungen” kann man heute noch im Archiv finden und so
wertvolle Hinweise auf die Kolonisten bzw. Neuankömmlinge bekommen.
Das harte Leben der neuen Siedler
In den großen Sumpfflächen des Banats lauerte das Sumpffieber. Man sprach von der ungarischen Krankheit. Jeder Dritte starb an
Cholera und Typhus. Die Kindersterblichkeit war hoch. Trotzdem gaben die neuen Kolonisten nicht auf. Sie machten aus der
Sumpflandschaft fruchtbaren Boden. Es gab viele Rückschläge seit dem ersten Schwabenzug: Krankheit, Hunger, Not. Erst die dritte
Generation konnte aufatmen und noch heute erzählen die Alten: Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot
Die Kulturen der Herkunftsländer vermischen sich.
Im Laufe der letzten 250 Jahre entstand ein neuer Völkerstamm. Es sind jetzt die Banater Schwaben oder Donauschwaben.
Die Mundarten, das Brauchtum und die Küche der neuen Kolonisten, die ja eine verschiedene Herkunft hatten, vermischten sich.
Das Banat gehörte bis 1920 zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Ab 1920 wurde das Banat aufgeteilt unter Rumänien, Ungarn
und Serbien. Deshalb hatten meine Vorfahren im Laufe der Generationen verschiedene Staatsangehörigkeiten, obwohl sie
teilweise immer im gleichen Ort gelebt haben.
Doppelmonarchie Österreich - Ungarn 1914